Heiko Häselbarth, 19.09.1995
Die Dörperproblematik in den Liedern Neidharts
1. Einführung
2. Zum Realitätsbezug bei Neidhart
3.1. Die Bezeichnung dörper und die Bezeichnung bure, gebure
4. Die Trutzstrophen in den Liedern Neidharts
Der hier diskutierte Schwerpunkt soll auf der Dörperthematik in den Liedern Neidharts beruhen, wobei auch dieses Thema im Rahmen einer solchen Arbeit nicht erschöpfend betrachtet werden kann. Auf einige Schwerpunkte sei verwiesen, wobei ich versuchen werde, diese in einen sozial-historischen sowie literaturhistorischen Zusammenhang zu stellen, um ein Gesamtbild zu verdeutlichen.
Ferner ist es mein Anliegen, verschiedene Sichtweisen deutlich zu machen, Argumente abzuwägen und daraus meine eigene Position abzuleiten. Hierbei gehe ich davon aus, daß die neuere Forschung in den letzten Jahren bedeutende Erkenntnisse gewinnen konnte, welche die Dörper Neidharts sowie Neidhart selbst in einem anderen Lichte sehen lassen.
Es ist davon auszugehen, daß auch in den nächsten Jahren neue Akzente bei der Betrachtung des Neidhartschen Werkes gesetzt werden. Hierbei wird es weiterhin zu einer Verschiebung kommen, die nicht mehr den Autor, sondern sein Werk in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt. Dabei wird Neidhart als Person jedoch nicht vernachlässigt, und auch der sozial-historische Zusammenhang, in welchem sein Werk entstand, bleibt weiterhin von großer Wichtigkeit, was in dieser Arbeit deutlich gemacht werden soll.
Jedoch verselbständigt sich jedes literarische Werk unabhängig vom Autor und entfaltet seine Wirkung erst im Auge des Betrachters, welche dann recht unterschiedlich ausfallen kann.
Außerdem ist zu beachten, daß wir im Ganzen nur sehr wenig über das Mittelalter wissen und im Speziellen über Neidhart fast nichts. Als historische Person ist er nicht belegt. Darüber hinaus wurde das in Handschriften und Drucken unter Neidharts Namen gesammelte Liedgut aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen auf weit über die Hälfte reduziert. Damit ist heute nur ein Teil seines Werkes zur Betrachtung verfügbar, was die Einschätzung eines Gesamtbildes deutlich erschwert bzw. unmöglich macht.
Als weitere Schwierigkeit der heutigen Deutung der Liedaussagen kommt hinzu, daß der Vortrag der Lieder wahrscheinlich ausschließlich mündlich erfolgte. Zudem wurden die Lieder natürlich gesungen. Die Melodien sind jedoch nicht überliefert. Trotz einiger neuerer Versuche (z.B. Helmut Lomnitzer) ist es sehr fraglich, ob wir heute den gesungenen Vortrag mit all seinen Besonderheiten nachvollziehen können. Letztlich bleibt uns nur der aufgeschriebene überlieferte Text, welcher nur einen Teil der Dichtung darstellt. Die überragende Bedeutung des Vortrages in seiner Wirkung auf das Publikum sowie in seiner Aussagekraft und Pointierung, können wir zwar ahnen, aber nicht mehr erschließen. Hierin liegt ein bedeutender Nachteil und wir müssen uns damit abfinden, daß uns bei der Betrachtung des Neidhartschen Werkes enge Grenzen gesetzt sind.
Neidharts Texte sind in 25 handschriftlichen Zeugnissen aus dem 13. - 15. (16.) Jahrhundert überliefert. Diese außerordentliche Überlieferungsbreite zeigt uns, welchen Stellenwert die Lyrik Neidharts schon zu seiner Zeit beim Publikum einnahm. Dieser Wirkung verdankt eine ganze Neidhart-Gattung und später Neidhart-Legende ihr Entstehen. Schon aus diesem Grunde scheint es unbedingt notwendig, mehr über diese Texte zu erfahren, ihren Inhalt zu erschließen und ihre Wirkungsweise auf das Publikum zu deuten.
2. Zum Realitätsbezug bei Neidhart
In diesem Abschnitt soll die Frage erörtert werden, inwiefern die Lieder Neidharts in Bezug zur Realität seiner Zeit zu setzen sind bzw. ob dies überhaupt möglich ist. Kann man mit den aus den Liedern gewonnenen biografischen und historischen Fakten eine Realität, in welcher die Lieder entstanden sind und in die sie hineingewirkt haben, rekonstruieren oder sollte man sich auf die künstlerisch-literarische Betrachtung des Werkes Neidharts beschränken?
Werden voreilig Rückschlüsse auf historische Begebenheiten bzw. Lebensumstände gezogen, welche bei Neidhart thematisiert sind, so kann es zu Fehlinterpretationen kommen, welche nur schwer zu überwinden sind. Es handelt sich bei Neidharts Werk nicht um historische Aufzeichnungen, sondern um ein literarisches Werk. Dies sollte man beachten, bevor Rückschlüsse gezogen werden.
Von der historischen Person Neidhart zeugt unmittelbar keine Urkunde, keine Chronik. Somit ist sein Leben und Wirken nur innerliterarisch nachvollziehbar. Der historische Name des Autors ist bis heute umstritten, Herkunft und Stand sind unbekannt. Man kann nur vermuten, daß hierzu in c 12,V eine Aussage getroffen wird: Ich han eins herrn syn,/ wie ich ein herr nicht empin (vgl. dazu Walther von der Vogelweide, L 66,33).
Weiterhin wird angenommen, daß er als (fahrender) Sänger bis etwa 1230 vornehmlich im bair. Raum wirkte, danach in Österreich im Umkreis der Höfe. Dabei nahm er wohl auch an den Unternehmungen seiner Herren teil. Zahlreiche Textstellen lassen eine Gönnerschaft Friedrichs II., des Streitbaren, von Österreich, vermuten. Da sich in Neidharts Werk keine Bezüge mehr auf historische Ereignisse nach 1240 finden, wird sein Tod um 1240 vermutet. Verstärkt wird diese Vermutung, da der Tod seines Gönners 1246 nicht mehr erwähnt wird.
Neidharts Werk war schon zu seinen Lebzeiten berühmt. Dies belegt ein Zitat in Wolframs "Willehalm". Allerdings war sein Werk auch umstritten. Dies zeigt der Angriff Walthers von der Vogelweide (L 64,31 und L 31,33, gerichtet an Leopold VI. von Österreich). Auch wenn dieser Angriff anonym ist, wird davon ausgegangen, daß er sich gegen Neidhart richtet (vgl. G.Schweikle, S.63).
Sichere Rückschlüsse können, anhand der biografischen und historischen Erwähnungen in den Texten, kaum gezogen werden. Im 19. Jahrhundert wurden dagegen biografische und historische Fakten in den Liedern gesucht, die dem Autor als Vorgabe für die Dichtung gedient haben könnten. Es wurde dann versucht, eine Lebens- und Werkgeschichte Neidharts zu rekonstruieren.
Die heutige Forschung richtet ihr Interesse stärker auf größere sozialhistorische Zusammenhänge. Hierbei stehen die Voraussetzungen und Konditionen, auf die Neidharts Lieder reagierten und in die sie hineingewirkt haben, im Vordergrund. Das heißt nicht, daß ein Interesse an der Biografie Neidharts völlig aufgegeben wurde. Um jedoch die Zeit, in der die Lieder entstanden sind, zu verstehen und damit den literarischen Text überhaupt, muß dieser in einem größeren historischen Zusammenhang gesehen werden. Ein Festmachen allein an der historischen Person Neidhart ist hierbei nicht ausreichend.
Einige alte Feststellungen werden jedoch weiterhin wie Tatsachen tradiert und benutzt. Ermittlungen werden hier nicht kritisch beleuchtet und der Aussagewert wird wenig überprüft. Man spricht in diesem Falle von einem Verfahren der direkten Identifizierung von literarischen und außerliterarischen Fakten (vgl. U.Schulze, S. 197).
Da bei Neidhart, im Vergleich zu anderen mittelalterlichen Autoren, relativ häufig Namen, Personen, Kleider, Haartrachten, Gerätschaften u.a. erwähnt werden, erweckt dies den Anschein, als sei hier leichter als bei anderen Lyrikern ein Rückschluß auf die außerliterarischen Fakten und Zusammenhänge möglich. Dies darf jedoch keinesfalls überbewertet werden, da es sich nur um Ausschnitte aus der Wirklichkeit handelt, die zudem vom Autor höchstwahrscheinlich nur affektiv ausgewählt wurden. Wie schon gesagt, hatte Neidhart sicher nicht den Anspruch, historische Fakten zu überliefern, sondern sein Interesse bestand bestenfalls in der literarischen Bearbeitung seiner Zeit.
Von weiterer Wichtigkeit ist die Berücksichtigung der
Vortragssituation und des Publikumsbezuges. Mittelalterliche Liedtexte - wie die Neidharts
- konstituieren sich bis zu einem gewissen Grad aus der Relation zwischen Vortragendem und
Publikum. Es gilt als sicher, daß sich Neidharts Lieder deutlich auf ein höfisches,
literarisch gebildetes Publikum bezogen. Nur dieses Publikum war in der Lage, seine
Dissonanzeffekte zum höfischen Minnesang ebenso wie Parodie, Pointierung und
verknüpfende Anspielungen innerhalb der Lieder zu verstehen. Die im Text angesprochene
Situation sowie die benutzte Perspektive sind somit für das Publikum fiktiv. Auch wenn
man davon ausgeht, daß es eine aktuelle Erfahrungssituation gegeben hätte, was
keineswegs als sicher gilt, ist die Aussage des Liedes für den Hörer von dieser
abgerückt.
3.1. Die Bezeichnung dörper und die Bezeichnung bure, gebure
Die Dörper als literarische Figuren in Neidharts Liedern sind zwar in den Sommerliedern manchmal, in den Winterliedern fast immer präsent, ihre Funktion ist aber auf den ersten Blick nicht zu erfassen. Sie erwecken oft den Anschein, als handele es sich um real existierende Personen. Jedoch geht es Neidhart vor allem hier nicht um die Schilderung real erfahrener Situationen. In welcher Weise die Dörper, die als literarische Figuren speziell für diesen Fall von Neidhart erschaffen wurden, funktionalisiert werden und wie es Neidhart versteht, sein Anliegen mit Hilfe literarischer Figuren an das Publikum weiterzugeben, soll in diesem Text vordergründig behandelt werden. Das hierbei über die Funktion der Dörper auch heute noch keine Klarheit besteht, soll deutlich werden.
Bei dem Wort dörper handelt es sich um ein aus dem Niederländisch / Niederdeutschen stammendes Lehnwort. Dörper gehört zu einer Gruppe von Lehnwörtern wie ritter, knappe, wappen, die um 1200 in den Wortschatz der oberdeutschen höfischen Dichtung aufgenommen wurden und bezeichnet die männlichen Gegenspieler des Sängers (vgl. G.Schweikle, S. 123). Entsprechende Textbeispiele können in den Winterliedern 3, 24, 34 und 36 gefunden werden. Daß hier das Wort dörper in der früheren sozialgeschichtlich orientierten Forschung undifferenziert als Synonym für das Wort bure, gebure (Bauer) verstanden wurde, ist nachvollziehbar, entspricht aber nicht mehr dem heutigen Wissensstand. Die Bauern und deren Tun und Treiben wurden als Gegenspieler des lyrischen Protagonisten auf eine historische Realitätsebene gehoben. Es wurde davon ausgegangen, daß es sich bei der Beschreibung der Dörpern um eine literarische Widerspiegelung des Bauerntums im 13. Jahrhundert handelt bzw. um die zeitgenössische Schilderung bäuerlichen (Festtags-)Lebens.
Vertritt man diese Position, so muß man sich allerdings auch die Frage stellen, warum Neidhart statt dem Wort dörper nicht das einheimische Wort bure, gebure oder das entsprechende oberdeutsche Wort dorfäre oder dorfliute, dorfvolk verwendet hat. Um diese Frage zu klären, muß man der Feststellung Beachtung schenken, daß das Wort dörper vor Neidhart in der mittelhochdeutschen Dichtung nicht belegt ist. Es gibt bei anderen Dichtern lediglich ähnliche Bezeichnungen, die auf eine bestimmte Bedeutung hinweisen. So finden wir zum Beispiel bei Heinrich von Veldeke das demselben Wortstamme zugehörige Substantivum dörperheit. Es bezeichnet hier eindeutig "Unhöfischkeit". Im gleichen Sinne wird diese Bezeichnung bei Walther von der Vogelweide und im "Tristan" Gottfrieds von Straßburg, hier in der Verteidigungsrede Isoldes, verwendet (vgl. G.Schweikle, S. 123). Immer ist in diesen Fällen "unhöfisches Benehmen" gemeint. Es besteht kein Bezug zum Bauernstand, der als solcher hier gar nicht ins Blickfeld kommt. Eindeutig wird ein Verhalten angeprangert, welches von der höfischen Standesnorm abweicht. Weiterhin finden wir bei Heinrich von Veldeke das gleichbedeutende Adjektiv dorperliche, welches hier "unhöfisch" bedeutet (vgl. G.Schweikle, S. 123).
Somit kann man davon ausgehen, daß wahrscheinlich Neidhart selbst aus dem Abstraktum für eine unhöfische Verhaltensweise die Personenbezeichnung dörper ableitete. Im Gegensatz zum Wort dörperheit, in der niederdeutschen Grundbedeutung "Dorfbewohner", bei dem es sich um ein Abstraktum handelt, erschafft Neidhart mit den Dörpern einen fiktiven Typus, der durch unpassende oder geckenhafte Aufmachung, durch grobes Benehmen bei Tanz, Spiel und vor allem den Frauen gegenüber und durch exzessive Streitsucht gekennzeichnet ist.
Der Dörper ist die Exempelfigur für die Überschreitung höfischer Normbereiche und somit der literarische Gegentypus zum idealhöfischen ritter, einer ebenfalls ursprünglich nur im poetischen Raum etablierten Figur, deren Bezeichnung aus demselben Sprachraum stammt, wie das Wort dörper (vgl. G.Schweikle, S. 124).
Klarer wird diese Aussage, wenn wir zum Vergleich das französische Wort vilain (Bauer) betrachten, welches eine ähnliche Bedeutungsverschiebung wie das Wort dörper erfahren hat. Es taucht als das Fremdwort vilan in Wolframs "Parzival" (74,13) auf und bezeichnet hier nicht einen Bauern, sondern einen ständisch neutralen, nicht-ritterlichen, ungeschlachten Menschen.
Neidharts Publikum war höfisch und der Sänger sieht sich als Vertreter höfischer Normen, wobei er mehr und mehr zum Verlierer wird (Winterlieder). Zeitkritisch wird hier der Zerfall höfischer Sitten angeprangert. Ein weiterer Bezug, der diese Aussage stützt, besteht zu Walther von der Vogelweide in der sog. "Elegie", vor 1230 (L 124,25). Das Wort dörperlich bezieht sich hier über die Bedeutung "unhöfisch" hinaus auch auf den Zerfall höfischer Sitten.
Bisher wurde festgestellt, daß es sich bei den Dörpern um eine von Neidhart geschaffene und eigens benannte Kunstfigur handelt, die er für seine Liedaussagen benutzt. Jedoch verwendet Neidhart in seinen Liedern auch das Wort bure, gebure. Dies geschieht in Dialogliedern wie zum Beispiel im Sommerlied 23, VII oder im Sommerlied 25, IV. Bezeichnet werden hier, wie im Mittelhochdeutschen üblich, konkret die Bauern bzw. Landbewohner.
Damit wird noch einmal deutlich, daß es sich um eine völlig andere Bedeutung als bei dem Wort dörper handelt. In den genannten Beispielen wirbt ein einfaches Mädchen um einen Ritter. Dieses zugrundeliegende Pastourellenschema, welches hier umgekehrt wird, verlangt als Konkurrenten des Ritters den zum Sozialstatus des Mädchens passenden Typus, den Bauernburschen, der folgerichtig auch nicht als Dörper bezeichnet wird. Allerdings wird dieser hier von dem Mädchen abgelehnt.
Weiterhin wird das Wort bure in den seltenen Strophen verwendet, in denen auf realhistorische Ereignisse angespielt wird. Dies geschieht zum Beispiel in der Trutzstrophe Sommerlied 27, VIII im Zusammenhang mit des keisers komen: des wäre ouch den buren not: / die sint vil nahen hungers tot.
Weiterhin wird das erwähnte Wort als Schimpfwort für zum höfischen Bereich zu zählende Negativ-Figuren gebraucht und dient hier der Abwertung einer Verhaltensweise. So zum Beispiel im Sommerlied 22, VI (dise dorfgebuwer / die nimt des gar untuwer) oder im Winterlied 25, VII (da verstiez mich miner stat / ein gebuwer gogelsat).
Besonders deutlich wird der Unterschied zwischen dem Wort dörper und dem Wort bure, gebure im Winterlied 4, V. Der Dörper Ruoze wird hier mit einem Bauern verglichen (saht ir ie geburen so gemeiten, / als er ist?). Dabei deutet die nachfolgende Beschreibung seiner Aufmachung darauf hin, daß er dem höfischen Umfeld angehört.
Im Winterlied 11, IV dient der Vergleich sogar dazu, die zuvor genannten Dörper noch unter den Status von Bauern zu stellen. Im Winterlied 31, VI werden einem Dörper bäuerische Ahnen unterstellt und ihm somit die höfische Qualität abgestritten. Es ist offensichtlich, daß diese Kritik bei einem Bauern sinnlos wäre.
Neidhart verwendet in seinen Liedern auch Komposita mit dem oberdeutschen Wort dorf wie dorefgeteling (u.a. WL 17, III), dorefsprenzel (Dorfstutzer, WL 28, VIII), dorfknappe (WL 29, IV), dorefman (WL 32, VI) oder dorefkrage (WL 35, VI). Hierbei handelt es sich ebenso wie bei den Wörtern öde gouche, tumbe oder geile getelinge, irrer oder törscher krage, tozeläre (Aufdringling) u.a. um abwertende Bezeichnungen für Dörper.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß das Wort bure, gebure bei Neidhart eine zweifache Bedeutung erfährt:
1. steht es dort, wo realitätsorientiert der Bauer gemeint ist und
2. steht es im übertragenen Sinne für "bäuerischer Mensch" im Gegensatz zu "bäuerlicher Mensch".
Das Wort dörper dagegen bezeichnet einen ungeschlachten, Normen mißachtenden Menschen und bezieht sich auf den höfischen Bereich.
Es ist also festzustellen, daß Neidhart mit Hilfe der von ihm erschaffenen literarischen Figur der Dörper Normverletzungen ritterlich-höfischer Werte anprangert. Dies geschieht hauptsächlich in den Winterliedern. Um die Dörperproblematik thematisch abzugrenzen, werden Lieder, in denen diese Problematik im Vordergrund steht, auch als "Dörperlieder" bezeichnet.
Es stellt sich nun die Frage, warum Neidhart die Verletzung ritterlich-höfischer Werte thematisiert und darüber hinaus scharf kritisiert. Wie schon erwähnt, ist als sicher anzusehen, daß Neidharts Publikum dem höfischen Umfeld entstammte. Mit dem Publikumsbezug Neidharts ist erklärbar, warum der Verrat an höfischer maze, zuht und gebärde bei Tanz, Spiel, Turnier und vor allem im Umgang mit Frauen thematisiert wird. Der Sänger sieht sich als Vertreter höfischer Normen und thematisiert zeitkritisch den Zerfall dieser höfischen Normen. Im Vordergrund steht hierbei der Gegensatz zwischen dem "ritterlichen" Sänger und der "dörperlichen" Welt, in die er hineingestellt ist.
Jan-Dirk Müller geht davon aus, daß es sich in den Liedern Neidharts um zwei Systeme bzw. um zwei einander überlagernde Diskurstypen eines Makrotextes handelte (vgl. J.-D. Müller, S. 413 ff). Hier sind konträre Modelle des Sprechens, des Verhaltens und der Sozialbeziehungen polarisiert.
Es stellt sich die Frage nach ihrer Wertung: Parodiert der dörperliche Gegengesang den Minnedienst? Zeigt er den Zusammenbruch der Minneideologie an? Oder stabilisiert er sie im Gegenteil, indem die Verzerrung wieder den ursprünglichen Wert in Erinnerung ruft? Deutlich wird hier die Wichtigkeit einer richtigen Einschätzung der Funktionsweise der Dörperproblematik in den Liedern Neidharts sowie deren Bezug bzw. Abgrenzung zum bisherigen Minnesang.
Die Polarisierung des Ich ist einer Polarisierung der Gesellschaft gleichzusetzen. Es handelt sich dabei um die völlig gegensätzlich strukturierten Formationen der nur implizit vorausgesetzten 'höfischen Gesellschaft' und der teils als anwesend gedachten, teils erinnerten Gruppen der dörper als deren Widerpart (vgl. J.-D. Müller, S. 424).
Die 'höfische Gesellschaft' wird im Minnesang u.a. als die liute, die wisen, die huote, die merkaere, die nidaere usw. benannt. Dabei wird nicht genauer gesagt, wen diese Kollektiva im einzelnen eigentlich meinen und wie sie sich als Personengruppen zueinander verhalten. Es werden primär nur Funktionen höfischer Gesellschaft bzw. in ihr wirkende Kräfte bezeichnet. Das sind zum Beispiel Kontrolle, Prämierung und Bestrafung, Durchsetzung von Normen, Rivalität oder deren Regulierungsmechanismen. Gleichgültig hingegen ist, wie sie im besonderen besetzt sind und welche Personen sie ausüben.
Man kann aber auch nicht sagen, daß die Instanzen höfischer Minne bei Neidhart einfach umbesetzt sind (z.B. huote durch die Mutter, merkaere durch die dörper). Diese sind bei Neidhart keine generalisierbaren Instanzen von Gesellschaft. Die dörper bilden somit keine homogene ständische Gruppierung gegenüber dem 'Ritter'; dies geschieht erst in den Neidhart-Schwänken. Zwar bedrohen ihn einzelne (und er sie), aber diese einzelnen sind auch untereinander zerstritten (z.B. WL 14).
Als Differenzierungsprinzip fungiert der Verwandtschaftsgrad. Die Verwandtschaftsordnung stellt somit die Basis aller sozialer Beziehungen dar. Die dörper erscheinen in diesem Zusammenhang als Personenverband. So erscheint die Dörperwelt als ein archaischer Typus einer vor allem auf personalen Bindungen basierenden Gesellschaft. Im Gegensatz dazu fehlen personale Beziehungen im höfischen Minnesang durchweg. In der höfischen Epik aber bleiben verwandtschaftliche Beziehungen ein wichtiges Ordnungsprinzip (vgl. J.-D. Müller, S. 433 ff).
Verwendet Neidhart das Bild der dörper in seinen Liedern, so spricht er manchmal von ihnen insgesamt, manchmal aber auch von einzelnen Fraktionen oder von diesem oder jenem Rivalen. Es läßt sich vermuten, daß durch diese Konkretisierung der Dörper-Szenerie auf einzelne Fraktionen oder auch auf einzelne besonders schlimme Exemplare dieser Spezies ein Effekt der Verschärfung erreicht werden soll. Durch die Beschreibung einer bestimmten, im Lied vorkommenden fiktiven Dörper-Gestalt wird das gegenhöfische Treiben der Dörper insgesamt personifiziert und somit eindringlicher dargestellt.
Weiterhin fallen in Neidharts Liedern scheinbare Ungenauigkeiten betreffs der Dörper auf. So wechseln die Dörper-Gestalten oft und agieren auch gegeneinander. Neidharts Sprechen über seine dörperlichen Gegner ist unscharf, was aber paradoxerweise eine gewisse Präzision beinhaltet. Dieses Sprechen nämlich paßt sich einer Welt an, die kaum feste Strukturen in sich ausbildet, jedenfalls sich keiner Ordnung dauerhaft fügt (vgl. J.-D.Müller, S. 431).
Die Abgrenzung zwischen Adel und Bauern bestand im Mittelalter oft nur in der Ständeordnung. Im realen Lebensraum lebte der einfache Adel im Dorf mit den Bauern. Die Grenzen zwischen der Landbevölkerung und dem Dorfadel waren im Verhalten fließend. Die Absonderung des Adels in Burgen setzte im 13. Jahrhundert erst allmählich ein. Somit wird noch einmal deutlich, daß es sich bei den Dörpern nicht um eine Literatisierung des Bauernstandes handelt, wie zum Beispiel in Wernhers "Helmbrecht"; einen 'Dörperstand' hat es im Mittelalter nicht gegeben. Die Gestaltung erfolgt über die Stände hinweg.
Zu einer generellen Tendenz gruppenbezogenen Abgrenzungswillens kommt es im 13. Jahrhundert erst ansatzweise. So finden wir im 'Bayerischen Landfrieden' von 1244 ständisch akzentuierte Landfriedensbestimmungen, die den Bauern das Waffenrecht absprechen und Kleider- wie Speiseordnungen formulieren. Zur gleichen Zeit wird auch in der volkssprachigen Dichtung zunehmend gegen die ritterliche Ausrüstung oder eine ambitionierte Heiratspolitik von Bauern polemisiert ('Bauernabwehr'). Verfolgt man diese These weiter, so ergibt sich neben der adeligen Strategie der Konfliktbewältigung eine weitere Funktion der Dörper.
In den Vordergrund tritt das verstärkte Interesse eines sich zunehmend als Stand formierenden Adels an einer klaren Trennung von Ritter und Bauer. In Neidharts Liedern kommt es oft zur gewaltsamen Konfrontation einer plumpen Dörpersphäre mit der Adelswelt höfischer Minne und ritterlicher Waffentechnik. Die Dörper fungieren hier als ein ideales Medium ritterlich-adeliger Selbstversicherung (vgl. U.Peters, S. 188).
Die gesamte Dörperthematik kann in diesem Zusammenhang weniger als ein literarisches Zeugnis adeliger Verunsicherung und Deklassierungsängste bzw. weniger als Krisenaspekt angesehen werden. Allerdings berührt diese Sichtweise nur die sozialgeschichtliche Ebene der Argumentation; die notwendige Diskussion der psychischen Konflikte des Adelspublikums wird nicht berücksichtigt (vgl. U. Peters, S. 188 ff).
Unter der Perspektive eines raffinierten literarischen Spiels der Parodierung des Minnesangs verliert auch die Dörperszenerie den 'Ernst' lebensweltlicher Konfliktbewältigung. Die entstehende Kunstwelt der Dörper richtet sich an ein aristokratisches selbstgewisses Hofpublikum, welches mit den Gattungsmerkmalen des Minnesangs vertraut ist.
4. Die Trutzstrophen in den Liedern Neidharts
Zum besseren Verständnis der Dörperproblematik in Neidharts Liedern ist es meiner Meinung nach unerläßlich, zumindest einige Anmerkungen zu den sogenannten Trutzstrophen in den Liedern Neidharts vorzunehmen. Hierbei erhebe ich keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit. Eine kurze Erwähnung und Erklärung soll genügen.
Bei den sogenannten Trutzstrophen handelt es sich um eine Reihe von Einzelstrophen, die sich an einige Lieder Neidharts (meist Winterlieder) angelagert haben. Die Verfasserschaft ist auch heute noch ungeklärt.
Die Trutzstrophen enthalten Antworten auf die Lieder, mit denen zusammen sie überliefert wurden. Sie sind drohende, spöttische oder scheltende Retourkutschen im gleichen Ton und knüpfen meist punktuell an eine bestimmte Stelle des betreffenden Liedes an. Teils wird Neidhart in der 2.Person angeredet, teils wird in der 3.Person von Ihm gesprochen. In beiden Fällen beginnt die Strophe häufig mit Her Nithart. Sprecher der Antwort ist in den meisten aber nicht in allen Trutzstrophen einer der im Lied dargestellten und verspotteten oder bedrohten Dörper (vgl. B.Wachinger, S. 99).
Die Ansicht, die Trutzstrophen seien von den bäuerlichen Rivalen Neidharts selbst verfaßt, konnte zu Beginn unseres Jahrhunderts endgültig widerlegt werden. Es steht außer Frage, daß die Lieder Neidharts zu seiner Zeit nur am Hofe vorgetragen wurden. Die wirklichen Bauern dieser Zeit wußten nichts von der Dörperdichtung, und sie konnten keinesfalls im Stil der höfischen Dörperdichtung und in Neidharts komplizierten Strophenformen antworten. Es besteht damit nur ein indirekter Realitätsbezug (vgl. B. Wachinger, S. 99).
Somit bleiben drei Möglichkeiten der Verfasserschaft der Trutzstrophen:
a) Neidhart selbst,
b) literarisch interessierte und gewandte Zeitgenossen Neidharts, die wie er am Hofe lebten oder
c) Nachahmer in späterer Zeit (vgl. B. Wachinger, S. 100).
Das Problem der Verfasserschaft der Trutzstrophen soll hier jedoch nicht eingehend erläutert werden. Einige Argumente des Für und Wider Neidhart als Verfasser anzusehen, kann man in der schon erwähnten Veröffentlichung nachlesen (vgl. B. Wachinger, S. 100/101).
Interessant erscheint mir hier besonders der Aspekt, daß Neidhart selbst diese Strophen verfaßt haben könnte als ein originelles Mittel vorgespielter Selbstkritik, obwohl auch einige Argumente dagegen sprechen. Neidhart hat in diesem Falle vielleicht bewußt Formänderungen vorgenommen, um die Aussagekraft der Strophen zu unterstützen. Diese perfekte Täuschung, welche er bis heute aufrechterhalten konnte, könnte ohne weiteres den literarischen Fähigkeiten Neidharts angerechnet werden. Ähnliches finden wir schon bei Walther von der Vogelweide (L 119, 11) und, weniger ausgeprägt, bei Reinmar (MF 165, 10).
Jedoch, wie schon gesagt, läßt sich kein allgemeingültiges Kriterium feststellen, welches die Verfasserfrage eindeutig löst. Das Für und Wider muß in jedem Einzelfall sorgfältig und unbefangen abgewogen werden.
Die Frage der Verfasserschaft ist aber nicht so wichtig, wenn wir die Funktion der Trutzstrophen in der Situation des Liedvortrags sehen. Verallgemeinert kann gesagt werden, daß es durch die Trutzstrophen zu einer Distanzierung vom Lied selbst kommt. Dies geschieht in einem Rollenspiel, das von Neidhart eingeführte Rollen (Dörper, Freunde) verselbständigt. Gelegentlich wird auch mit dem Habitus literarischer Polemik oder mit Motiven des Sängerwettstreits operiert. Dabei wird der Rahmen des Liedes aber nicht eigentlich gesprengt, sondern die Wirkung des Vortrages noch intensiviert (vgl. B. Wachinger, S. 106).
Folgende Typen der Trutzstrophen werden unterschieden:
1. Strophen, in denen eine fiktive Gestalt den Spielrahmen durchbricht und angeblich zum realen Autor spricht,
2. Strophen, in denen die fiktive Gestalt (liedintern) innerhalb der Spielszene über das lyrische Ich (von Riuwental bzw. Her Nithart) spricht,
3. Strophen, in denen ein eventuell reales Brandunglück auf der fiktiven lyrischen Szene ze Riuwental ausgespielt wird (WL 11, VI und VII)
Die Typen 1. und 2. können im selben Lied nebeneinander begegnen (WL 10, VI / WL 17, V / WL 29, VIII).
Im Unterschied zu den anderen Strophentypen bei Neidhart
bleiben die Trutzstrophen im fiktionalen Rahmen. In ihnen wird zu bestimmten Wendungen des
lyrischen Ichs in vorhergehenden Strophen Stellung bezogen. So gesehen lassen sich die
Trutzstrophen in ihrer Vielfalt als integraler Teil des Neidhartschen Werkes ansehen, als
eines der vexierenden Spiele mit Masken, als höchst originelles Mittel vorgespielter
Selbstkritik (vgl. G. Schweikle, S. 95).
Betrachtet man das Gesamtwerk Neidharts, so ist festzustellen, daß er offensichtlich wohl kaum von Anfang an eine 'Gesamtkonzeption' seiner Dichtung anstrebte. Vielmehr entwickelte er sie als sein kritisches Instrument von Fall zu Fall - mit Varianten und Widersprüchen.
Eindeutige Intentionen hingegen verfolgt Neidhart mit der grotesken Dörperwelt. Der Dörper ist eine von Neidhart geschaffene und eigens benannte Kunstfigur, die er für seine Liedaussagen benutzt. Er kritisiert hier indirekt höfisches Fehlverhalten (z.T. direkt in seinen Weltklagen). Somit zeigt er das wahre Bild einer vermeintlich 'gesitteten' Gesellschaft: Die Ritterschaft sexuell ungebunden, zügellos, dünkelhaft auftrumpfend mit äußerlichen Standesattributen, in sinnlose Kämpfe verwickelt. Aber auch das Hinausdrängen aus dem Bauernstand ("Helmbrecht-Syndrom") wird angegriffen, allerdings selten. Der Bauer, der seine Standesgrenzen mißachtet, indem er sich den Rittern gleichzusetzen versucht, wird hier kritisiert.
Diese ältere These, nach der die Dörper für wirkliche, in den Ritterstand aufstrebende und die ständische Ordnung bedrohende Bauern stehen, deren Ambitionen lächerlich gemacht und dem Spott der höfischen Gesellschaft preisgegeben werden sollen, wird inzwischen in Frage gestellt. Als wahrscheinlicher gilt heute, daß Neidharts Lyrik vordergründig auf Konflikte innerhalb der Adelsgesellschaft selbst verweist (vgl. I.Kasten, S. 180).
Die Dörper agieren in einer von Neidhart entworfenen (fiktiven) Lebenswelt. Der Autor bezeichnet diese als Riuwental und 'Tullner Feld'. Dort gibt es eine ländliche Szene mit einem Zentrum, dem Tanzplatz (im Freien oder in der Stube), der die Möglichkeit bietet, die kritisierten Verhaltensweisen vorzuführen. Diese sind vor allem Prunksucht, Angeberei, Tölpelhaftigkeit bei Tanz und Werbung und Streitsucht. Es wird keine real-bäuerliche Umwelt abgebildet. Neidhart schafft mit poetischen Mitteln (vor allem der Naturbeschreibung) eine Art Gegen-Utopie, die im Gegensatz zur Ritterwelt der höfischen Dichtung speziell der idealischen Minnelyrik steht.
Seine komischen Effekte bezieht Neidhart aus dem kontrastiven und mannigfach 'verkehrten' Bezug auf die Rollenkonstellation und die Motivik des Frauendienstes. Durch die Umkehrstrukturen in den Dialogliedern wird deutlich, daß auch die Frauen von seiner Kritik nicht durchweg verschont bleiben. Der ritterliche Sänger repräsentiert keine normative Instanz mehr und steht im Gegensatz zur dörperlichen Welt, in die er hineingestellt ist.
In den Winterliedern zeigt sich die Welt der Dörper von einer bedrohlicheren Seite als in den Sommerliedern. Der Sänger ist weniger erfolgreich; er scheitert am Widerstand der 'Dame' oder an seinen dörperlichen Rivalen. Diese haben mit ihren Prahlereien, ihrem angemaßten ritterlichen Großmannsgehabe, ihren ungeschliffenen Manieren und ihren groben Zudringlichkeiten bei der 'Dame' mehr Erfolg als der Sänger mit seinen Werbeliedern. Der Sänger kann sich, oft als Unterlegener, an seinen Konkurrenten, den Dörpern, nur mit der Waffe des Wortes rächen.
Umstritten ist, ob Neidhart in seiner Lyrik auch konkrete soziale Konflikte verarbeitet und auf welche sozialgeschichtlichen Gegebenheiten sie verweisen. Überschneidungen und Identifizierungen mit dem realen bäuerlichen Lebensraum sind möglich (realgeographische Namen, Tanz- und Festgebräuche, bäuerliche Tätigkeiten usw.). Dies macht aber die poetische Eigenwelt der Szene nur um so deutlicher.
Umstritten ist auch, ob Neidhart die Geltung der Hohen Minne durch ihre satirische Verzerrung erneut beschwören will, ob er, im Gegenteil, Kritik an ihr übt oder ob sein Sang lediglich ihre Auflösung signalisiert. Da die Aufhebung der durch die Hohe Minne gesetzten Ordnung einerseits als lustvolle Befreiung, andererseits aber auch als Bedrohung erlebt wird, erscheint Neidharts Haltung grundsätzlich ambivalent.
Besondere Probleme wirft die Überlieferungslage auf. Da
Neidharts Lyrik im 14. und 15. Jahrhundert eine ungewöhnlich breite, produktive Rezeption
erfahren hat, kann man davon ausgehen, daß manches unter seinem Namen Überlieferte erst
nachträglich hinzugedichtet wurde. Einiges vielleicht schon von seinen zeitgenössischen
Rezipienten. Allerdings kann man auch durchaus davon ausgehen, daß Neidhart selbst andere
Formen verwandte, um seinen im Lied eingeführten Rollen mehr Selbständigkeit und somit
größere Aussagekraft zu verleihen. Diese Aussage läßt sich auch unterstützen, geht
man von einer längeren Schaffensperiode Neidharts aus und beachtet man sein immer wieder
erkennbares literarisches Können.
"Neidhart von Reuenthal", herausgegeben von Moriz Haupt, Verlag von S.Hirzel in Leipzig 1858.
"Die Gedichte Walthers von der Vogelweide", siebente Ausgabe, von Karl Lachmann, Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1907.
"Tanzlieder Neidharts von Reuental", mit den gleichzeitigen Melodien herausgegeben von Konrad Ameln und Wilhelm Rößle, verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1927.
"Wolfram von Eschenbach", sechste Ausgabe, von Karl Lachmann, Walter De Gruyter & Co., Berlin und Leipzig 1930.
Schulze, Ursula: "Zur Frage des Realitätsbezuges bei Neidhart" in: "Österreichische Literatur zur Zeit der Babenberger", Vorträge der Lilienfelder Tagung 1976, Herausgegeben von Alfred Ebenbauer, Fritz Peter Knapp und Ingrid Strasser, Verlag Karl M. Halosar, Wien 1977, S. 197-217.
"Die Lieder Neidharts", Herausgegeben von Edmund Wießner, Fortgeführt von Hanns Fischer, Vierte Auflage, revidiert von Paul Sappler, Mit einem Melodienanhang von Helmut Lomnitzer, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1984.
"Reinmar - Lieder", nach der Weingartner Liederhandschrift (B), Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Günter Schweikle, Verlag Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1986
Müller, Jan-Dirk: "Strukturen gegenhöfischer Welt: Höfisches und nicht-höfisches Sprechen bei Neidhart" in: "Höfische Literatur, Hofgesellschaft, Höfische Lebensformen um 1200", Kolloquium am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (3. bis 5. November 1983), Herausgegeben von Gert Kaiser und Jan-Dirk Müller, Droste-Verlag, Düsseldorf 1987, S. 409-453.
"Neidhart, Neidhartianer, Neidhart-Spiele", in: "Die deutsche Literatur des Mittelalters - Verfasserlexikon", begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch, 2., völlig neu bearbeitete Auflage unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter, herausgegeben von Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock, Redaktion Christine Stöllinger-Löser, Band 6, Verlag Walter de Gruyter, Berlin und New York 1987, S. 871-898.
Glaser, Horst Albert (Hg.): "Deutsche Literatur, Eine Sozialgeschichte - Aus der Mündlichkeit in die Schriftlichkeit: Höfische und andere Literatur, 750-1320", Band 1, Reinbek bei Hamburg, 1988.
"Wolfram von Eschenbach - Willehalm", Text der Ausgabe von Werner Schröder, völlig neubearbeitete Übersetzung, Vorwort und Register von Dieter Kartschoke, Verlag Walter De Gruyter, Berlin und New York 1989.
Peters, Ursula: "Mittelalterliche Literatur - ein Krisenphänomen? Überlegungen zu einem funktionsgeschichtlichen Deutungsmuster" in: "Entzauberung der Welt - Deutsche Literatur 1200 - 1500", Herausgegeben von James F. Poag und Thomas C. Fox, Franke-Verlag, Tübingen 1989, S. 185-196.
Schweikle, Günther: "Neidhart", Sammlung Metzler, Band 253, Stuttgart 1990.
Nellmann, Eberhard: "Der Feiertag auf dem Dorf: Überlegungen zu Neidhart und zum Bayerischen Landfrieden von 1244" in: "Feste und Feiern im Mittelalter", Paderborner Symposion des Mediävistenverbandes, Herausgegeben von Detlef Altenburg, Jörg Jarnut und Hans-Hugo Steinhoff, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1991, S. 145-152.
Wachinger, Burghart: "Die sogenannten Trutzstrophen
zu den Liedern Neidharts".